Im Zug auf dem Weg 650km weg von dir
650 Kilometer
Die Angabe zum Bemessen einer Entfernung, die uns in wenigen Stunden laut Landkarte trennen wird.
Jeder Meter, der es mehr wird, zieht in meinem Herzen wie zähes Kaugummi.
Die 200km/h des ICEs spiegeln nicht die Geschwindigkeit meiner Gedanken wieder.
Überglückliche, dankbare Gedanken rangeln sich mit sehnsüchtigen, betrübten Gedanken um die Pole-Position in meinem Kopf.
Ein Lächeln:
Hätte man mir in den letzten 3 Jahren gesagt: „Du verliebst dich noch EIN Mal.. ein letztes Mal.. und es wird dir vorkommen, als hättest du zuvor noch nie geliebt.. nie gelitten.. es wird dir alles zeigen und geben wonach du immer gesucht hast und darüber hinaus..“ ich hätte die Person wohl zumindest ausgelacht.
Doch dann kamst du.
Ganz nebenbei und unauffällig bei einem Festival auf mich zu, nachdem wir uns ein Mal beim Weggehen gegenseitig „bemerkt“ hatten.
Sympathie war gleich vorhanden und von meinen männlichen Begleitern warst du auch sofort akzeptiert, dennoch versuchte ich dich anfangs etwas auf Abstand zu halten und machte mir erstrecht keine Hoffnungen, da ich zu der Zeit auf dem Trip „Platonische Freundschaften zu Kerlen sind die besseren Freundschaften“ war.
Ich frag mich bis heute insgeheim wie du das geschafft hast und was es war, dass du geschafft hast, um dieses Ergebnis so vollendet hinzubekommen – hatte kurzzeitig sogar Verschwörungstheorien.
Oder war es „einfach“ nur das, was viele gerne als „Schicksal“ bezeichnen?
Der Moment auf dem Festival als ich gestand, dass ich eine Schwäche für Bassisten habe, du gerade um die Ecke bogst und laut verkündetest, dass du Bass spielst.
Die Nacht, wo ich eine super schöne Zeit mit „meinen“ Jungs hatte, aber nur der Gedanke, wie schön es wäre wenn du auch noch dabei wärest, meinem Gesicht genau das Lächeln aufsetzte, dass du so sehr magst und mich dir die Zeilen schreiben ließ „Hätte ich einen Wunsch frei jetzt und hier, würde ich mir wünschen du wärst bei mir“ – obwohl ich da noch wirklich überzeugt war auf rein platonischer Freundschaftsbasis zu handeln – seltsam platonisch, aber platonisch!
Ab dem Abend wiederholte und verstärkte sich diese „Sehnsucht“ nach deiner Anwesenheit (ja, Anwesenheit – nicht nach deinem Körper o. ä.), einfach nach dem „dich in der Nähe haben und dich anschauen können“. Wir schrieben uns hin und wieder, doch richtig regelmäßig und intensiv war das nicht.
Erst nachdem ich meinen Umzug hinter mich gebracht hatte und mein bester Freund dich endlich mit mir besuchen wollte und konnte, wurde der Kontakt mehr.
Ein Telefonanruf hier, eine Mail dort und dann das langersehnte Wiedersehen.
Ich muss gestehen. Wo mir an dem Wochenende der Kopf stand weiß ich bis heute nicht. Total hin und her gerissen hatte ich einerseits Bedenken, deinen Umgang mit mir falsch zu verstehen, auf der anderen Seite war ich mir nicht sicher, ob ich es insgeheim doch nicht vielleicht etwas hoffte? Und in dem Moment, wo ich es wohl hätte erkennen müssen, da du auf ein eventuelles „uns“ anspieltest, registrierte ich es gar nicht.
Dafür umso mehr unseren Abschied am Bahnhof.
Heißt es nicht, länger als 2 Sekunden küssen oder umarmen ist ein Zeichen der Zuneigung? Ich hätte dich stundenlang festhalten können. Dort auf dem Gleis. Kurz vor der Abfahrt des ICEs.
Nach dem Wochenende wurde die Sehnsucht schon sehr anstrengend. Mein Verstand spielte mir Streiche und ich fühlte mich wie eine pubertäre 15jährige, die nicht weiß wie sie mit ihren Launen umgehen soll.
Allerdings war ich immer noch der festen Annahme, dass es sich alles rein freundschaftlich – eine ganz besondere Art der Freundschaft – abspielt.
Bis du mir gestehen musstest, dass du dich in mich verliebt hast. In dem Moment hatte ich auch wieder mit allem gerechnet – außer dem!
Ich weiß nicht, wann ich zuletzt aus Erleichterung und Freude so viele Tränen vergossen habe, aber ich danke dir dafür.
Ebenso für all die wundervollen Glücks- und Freudentränen die du mir seitdem beschert hast.
Doch dann kam die Zeit der schlechten Gedanken:
Wir beide haben nicht gerade die einfachsten Altlasten mit uns rumgetragen bzw. immer noch damit zu tun.
Über meine Vergangenheit bin ich mir bewusst, wenn auch natürlich nicht stolz drauf und besorgt, dass es dir zuviel werden könnt oder dir was passiert, aber als ich deine Altlasten direkt am Anfang unserer „(un-)endlichen“ Zusammenkunft etwas miterleben und kennenlernen durfte, war ich mir nicht sicher, ob du bereit bist für „uns“ oder ob wir einfach zu viele schwierige Hindernisse am Anfang unseres jungen Glücks überwinden müssen.
Dazu zähle ich auch meine Zeit im Krankenhaus, wo ich mir nicht sicher war ob und wie unsere Zukunft aussehen kann/wird/darf.
Ich weiß nicht, wie du es gemerkt hast, (denn anders konnte und kann ich mir deine wundervollen Reaktionen oft nicht erklären,) aber du wusstest und weißt genau, wie du mit mir umzugehen hast, wie du mich beruhigen und mir dieses unbeschreibliche Gefühl der Geborgenheit vermitteln und versichern kannst und das oft ganz ohne Worte.
Ist das diese LIEBE, wovon alle reden? Trotz Enttäuschungen, Angst und einem wirklich großen Knall eine Person lieben zu können und ihr das Gefühl zu geben sie wäre perfekt? Die persönliche Königin, die jedes Mädchen gerne irgendwann für ihren Freund/Mann sein möchte? Der Held des RLs zu sein, der vor allen bösen, dunklen Menschen und Mächten beschützt und rettet so gut es geht?
Der Mann zu sein, den frau sich am liebsten schon in Teenie-Zeiten als Poster übers Bett gehängt hätte, weil er mindestens genauso unerreichbar schien wie irgendein Superstar oder gar eine Fabelfigur?
Ich weiß es nicht. Wie du weißt, weiß ich generell nicht besonders viel. Privat bin ich etwas sehr.. nennen wir es verplant und tollpatschig.
Aber wenn ich etwas weiß, dann dass, was ich dir damals – ganz am Anfang – an einem unserer ersten Wochenenden zuHHause gesagt habe: Es fühlt sich richtig an! Du fühlst dich richtig an! Dir in deine strahlenden Augen schauen und dein Lächeln zu sehen ist wie der Trank für die Gummibärenbande. Das Aurin für Bastian, welches ihm Phantasien zeigt. Wenn ich bei dir bin fühl ich mich wie Peter Pan im Neverland. Ich bin Elliot und du mein Peter. Du bist der, den ich nie wieder missen möchte, weil mein Herz ohne dich aufhört zu schlagen und du meinem Leben jegliche Freude und das Strahlen entreißen würdest, wenn du fort gingest und ich nun weiß, wie es sein könnte, aber nicht mehr ist.
Und nun sitze ich hier im Zug nach weit weit weg von dir und zähle die Tage bis wir wieder zusammen sind mindestens so sehr wie die Tage bis ich endlich zu dir nacHHause ziehe.